Bridal Times hatte die Gelegenheit, sich mit Manuela Besheimer-Gräf Inhaberin und Maßschneiderin von Atelier Gräf zu unterhalten. Sie erzählte uns mehr über ihr Geschäft, was es braucht, um eine gute Maßschneiderin zu sein und wie sie anderen Maßschneiderinnen helfen kann, in ihrem eigenen Job zu glänzen.
Erzählen Sie uns ein wenig über Ihren Hintergrund und wie Sie dazu inspiriert wurden, das Atelier Gräf zu eröffnen.
Schon in Kindheitstagen hatte mich das Nähfieber gepackt. Durch einen Zufall bot man mir bereits mit 17 Jahren während der Ausbildung an, eine Schneiderei zu übernehmen, da die Inhaber bald in den Ruhestand gehen wollten. Nach einer Einarbeitungsphase war ich mit 20 Jahren schon selbstständig und arbeitete zusammen mit drei weiteren Mitarbeiterinnen für namhafte Modehäuser und viele private Kunden. Heute habe ich acht Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten Qualifikationen: Maßschneider, Maßschneidermeister, Modedesigner, Einzelhandelskauffrau, Buchhalterin, Social-Media-Redakteurin. Wir arbeiten mit verschiedenen Brautmodengeschäften zusammen, entweder durch direkte Aufträge oder über Empfehlungen.
Was, Ihrer Meinung nach, macht das Atelier Gräf so einzigartig und was können Bräute von Ihrem Brautgeschäft erwarten?
Genau diese Einzigartigkeit. Wir helfen Bräuten dabei, ein absolutes Brautkleid-Unikat zu erhalten, indem wir mit einem besonderen Kauferlebnis und einer Reise bei der Entstehung des Unikats das einzigartige Brautkleid designen und anschließend in unserem Haus schneidern.
Sie haben sich kürzlich auch dazu entschlossen, Ihr Können als „Coach für Schneiderei“ weiterzugeben. Erzählen Sie uns mehr darüber.
Durch ein Netzwerk mehrerer Brautmoden-Geschäfte stellte ich immer wieder fest, wie schwierig und auch kräftezehrend das Thema Schneiderei ist. Gleichzeitig empfand ich diese Schneiderei-Saison immer als wunderbar, während andere schon mit den Nerven völlig am Ende waren oder nichts mehr damit zu tun haben wollten, weil die Bezahlung nicht stimmt oder, weil sie nicht wissen, wie sie diese Aufgabe bewältigen sollen. Das Planen der Termine, das rechtzeitige Fertigstellen und die Kommunikation mit den Schneidern überforderten sie. Hier gibt es viele negative Erlebnisse.
Welche Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach erforderlich, um eine gute Maßschneiderin zu sein?
Als Maßschneiderin ist es ganz simpel: sauberes und ordentliches Arbeiten. Als Änderungsschneiderin sollte man niemals aufhören zu lernen. Die Mode und auch die Verarbeitungstechniken ändern sich ständig und hier heißt es, immer wieder darauf einzugehen, den schönsten und aber auch den schnellsten Weg zu finden, ein Brautkleid abzuändern. Denn bekanntlich ist Zeit Geld und in diesem Fall, das Geld der Bräute, die oft nicht nachvollziehen können, wieviel Arbeit eine Anpassung macht. Der Erklärungsbedarf ist hier immer gefragt.
Welche gängigen Fehler begegnen Maßschneiderinnen häufig im Bereich Brautmode?
Die Kommunikation zwischen Verkauf und Schneiderei ist ein großes Problem. Was ist möglich und was nicht? Zum Beispiel: Cups geben der Brust keine Form, sondern nur Halt. Nur eine großzügige Stäbchen-Verarbeitung oder ein BH bringt das gewünschte Ergebnis. Diesen Aha-Effekt durfte ich schon mehrfach in meinen Kooperationen aufklären. Dann gibt es noch die fehlende Planung: Wann und wie viele Brautkleider können verarbeitet werden? Und die Preisgestaltung. Ich erlebe so oft, dass Preise nach der Konkurrenz gestaltet werden oder sogar nach Gefühl. Manche haben auch einen Stundenverrechnungssatz aufgestellt, diese Brautmodengeschäfte sind einen Schritt weiter. Aber auch hier wird dieser sehr oft nicht in der Preisliste weitergeführt.
Glauben Sie, dass es für Maßschneiderinnen auch wichtig ist, Stressmanagement zu betreiben?
Oh ja! Ich nenne es allerdings genaue Planung. Dann entsteht der Stress nur noch geplant oder aus Nächstenliebe zu einer spontanen Braut.
Welchen Rat würden Sie Geschäftsinhabern geben, die wenig Erfahrung in der Schneiderei haben, wenn es darum geht, eine Schneiderin für ihr Brautgeschäft einzustellen?
Stellen Sie eine Maßschneiderin mit langjähriger Erfahrung und/oder eine Meisterin ein. Das nimmt schon mal die anfänglichen Fehler raus. Setzen Sie gemeinsam Meilensteine und sprechen Sie über klare Erwartungshaltungen beiderseits. Erstellen Sie gemeinsam Regeln, wann und wie viel gefertigt wird. Also eine genaue Planung der Aufgaben. Ich arbeite strikt mit einem Kapazitätsplan. Das ist mein Lieblings-Tool. Danach kommen der klare Stundenlohn und die Erstellung einer Preisliste. So garantieren wir eine rechtzeitige und stressfreie Fertigstellung sowie ein gewinnbringendes Unternehmen.
Wenn Sie auf all das zurückblicken, was Sie erreicht haben, welcher Teil Ihrer Arbeit bereitet Ihnen die größte Freude?
Ui, das ist schwer. Da gibt es viel. Ich liebe es, die Entstehung der Kleider zu sehen oder wie die Anpassung perfekt wird. Die strahlenden Gesichter der Bräute, wenn sie das Endergebnis sehen. Die gesteckten Ziele im Team erreicht zu haben. Der Spaß bei der Arbeit! Dass alles wie geplant „flutscht“. Und schlussendlich die Anerkennung dieses tollen Berufs!
Für weitere Informationen über Manuela Besheimer-Gräf, besuchen Sie das Atelier Gräf, oder besuchen Sie Schneiderei-Coaching um mehr über die Coaching-Services zu erfahren.